Ausstellung
Lavanchy-Clarke im Museum Tinguely
Vom 19. Oktober 2022 bis zum 29. Januar 2023 zeigt das Museum Tingueley in einer Sonderausstellung Lavanchy-Clarke als Fotograf, Filmemacher und Automatenbauer. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der Fondation Herzog und point de vue - Audiovisuelle Produktionen.
1896 führt François Henri Lavanchy-Clarke der Schweiz ihre ersten bewegten Bilder vor: In einem orientalistischen Märchenpalast an der Genfer Landesausstellung betreibt der begabte Fotoamateur und Multimediapionier während sechs Monaten ein voll funktionsfähiges Kino, zehn Jahre bevor die ersten permanenten Lichtspielhäuser erbaut werden. Als Werbeagent für Seife und Schokolade ist Lavanchy-Clarke bemüht, bewegte wie unbewegte Bilder seiner Produkte unter die Leute zu bringen. Dazu mobilisiert er alle Massenmedien, die die epochale Umbruchszeit um 1900 bereithält: Vom Farbplakat bis zur Tramwerbung, vom Verkaufsautomaten bis zum Feuerwerk.
Der Film steht bei Lavanchy-Clarke immer schon im Verbund mit anderen Technologien und Attraktionen, die auf alle Sinne zielen: So beherbergt sein Kinopavillon zugleich Musikautomaten, Tableaux vivants, ein ägyptisches Café und Performers aus Kairo, die wiederum vor der Filmkamera auftreten. Auch abseits der Landesausstellung verwandelt Lavanchy-Clarke die Schweiz der Jahrhundertwende in seine Werbefläche und experimentiert gleichzeitig mit neuen Bildverfahren, darunter Panorama- und Farbfotografie.
Die Ausstellung beleuchtet Lavanchy-Clarkes innovativen Mediengebrauch, von seinem Engagement für die internationale Standardisierung eines Schriftsystem für Sehbehinderte bis zur gescheiterten Lancierung eines Bildtelefons, vom Automatenbastler an der Seite des Serienbildfotografen Georges Demenÿ bis zum Werbe- und Filmgeschäft als Konzessionär der Gebrüder Lumière. Prominent im Bild bleibt dabei immer die eigene Familie, die fester Bestandteil der vieldeutigen Personenmarke «Lavanchy-Clarke» ist: Gattin Jenny sowie die Kinder Marmaduke, Christine, Henri und Bertha sind die Stars von François Henris Filmen und lassen die frühesten Bewegtbild-Ansichten der Schweiz zwischen intimen Familienporträts und kommerzieller Massenunterhaltung changieren.